Digitales Nomadentum

Digitales Nomadentum: Leben und arbeiten auf Reisen

Ortsunabhängig leben und arbeiten, Mit dem Laptop um die Welt reisen und dabei Geld verdienen. Sein eigener Chef sein. Es gibt viele Gründe, weshalb das digitale Nomadentum für viele Menschen nach einem absoluten Traum klingt. Sie sehnen sich nach mehr Freiheit und Selbstbestimmung, wären gerne selbstständig oder würden am liebsten monatelang, vielleicht sogar für mehrere Jahre die Welt bereisen. All das ist einem digitalen Nomaden möglich. Er hat keinen festen Wohnsitz, sondern reist wann und wohin er will. Er kann dauerhaft auswandern oder von Ort zu Ort ziehen. Immer mit im Gepäck ist dabei der Laptop, denn diesen braucht er zum Arbeiten.

Ein Wunschtraum muss dieses Lebens- und Arbeitsmodell nicht bleiben. Denn in vielen Berufen ist es mittlerweile möglich, als digitaler Nomade sein Geld zu verdienen. Allerdings sollte einem bewusst sein, dass jede Medaille zwei Seiten hat. Es lohnt sich daher ein genauerer Blick auf Fragen, wie: Was ist ein digitaler Nomade? Wie kann das Lebensmodell funktionieren? Welche beruflichen Möglichkeiten gibt es? Und wie sehen die Schattenseiten aus?

Definition: Wer oder was ist eigentlich ein digitaler Nomade?

Manche Menschen haben diesen Begriff vielleicht schon einmal gehört. Es handelt sich aber noch um eine relativ neue Wortschöpfung – denn auch das dahintersteckende Lebens- und Arbeitsmodell ist erst wenige Jahre alt. Es hat sich im Zuge der Digitalisierung entwickelt, denn sie hat das Arbeiten im eigentlichen Sinne verändert.

Mittlerweile ist es dank Internet und digitalen Technologien in vielen Berufen nicht mehr notwendig, am Arbeitsplatz präsent zu sein. Stattdessen ist die „Remote Work“, also die flexible Arbeit, zu einem zunehmend akzeptierten Arbeitsmodell geworden. Wer also „remote“ arbeitet, kann über Zeit und Ort seiner Leistungserbringung selbst bestimmen. Allerdings musste sich die Arbeitswelt an dieses Konzept erst einmal langsam herantasten.

Während die Arbeit im Homeoffice heutzutage nicht mehr allzu exotisch klingt, ist das Modell des digitalen Nomadentums noch nicht allzu weit verbreitet. Es hebt die „Remote Work“ nämlich auf eine ganz neue Stufe. Digitale Nomaden arbeiten nicht in ihrem eigenen Zuhause und auch nicht im Café um die Ecke:

Sie reisen stattdessen um die Welt und haben in der Regel keinen festen Wohnsitz. Sie leben und arbeiten also überall dort, wo es eine Internetverbindung gibt – und dabei ist die Auswahl an potenziellen Arbeitsplätzen riesig. Da aber noch nicht viele Arbeitgeber dieses Arbeitsmodell kennen oder anbieten, sind die meisten digitalen Nomaden als Selbstständige unterwegs. Viele von ihnen arbeiten als Freelancer, sprich alleine, ohne eigene Angestellte.

Keine digitalen Nomaden ohne moderne Technologien

Wie der Name bereits vermuten lässt, hängt das Lebensmodell „digitaler Nomade“ untrennbar mit dem technologischen Fortschritt zusammen:

  • Ein internetfähiger Laptop ist die absolute Grundausstattung, die im Gepäck nicht fehlen darf.
  • Viele digitale Nomaden haben außerdem ein Smartphone oder Tablet dabei, über welche sie mit Kunden telefonieren, skypen oder auf andere Art und Weise kommunizieren können.
  • Doch es kommt nicht nur auf die Hardware an, sondern auch auf die Software. Damit die ortsunabhängige Arbeit funktionieren kann, bedarf es also der richtigen Ausstattung.

Videokonferenzen mit den Kunden, digitale Zusammenarbeit mit Kollegen und Datenaustausch über Cloud-Lösungen – so oder so ähnlich sieht der ganz normale Arbeitsalltag für einen digitalen Nomaden aus. Da die Zeitverschiebung eine solche Zusammenarbeit aber deutlich erschweren kann, ist das Arbeitsmodell besonders gut für Jobs geeignet, die hauptsächlich alleine getätigt werden können. Berufe also, bei denen in erster Linie das Ergebnis zählt.

Bild: unsplash.com, © Andrew Neel

Welche Berufe ermöglichen das Lebensmodell?

Für einen Arzt kommt das Modell „digitaler Nomade“ also ebenso wenig in Frage wie für eine Führungskraft, die ihren Mitarbeitern über die Schultern blicken soll. Dennoch gibt es viele Tätigkeiten, die eine persönliche Anwesenheit eben nicht unbedingt erfordern. Typische Berufe, welche von digitalen Nomaden entweder in der Selbstständigkeit oder in einem Angestelltenverhältnis ausgeübt werden, sind zum Beispiel:

  • Das Betreiben eines (eigenen) Blogs, beispielsweise mit dem Thema Reise, über die besuchten Destinationen, Sehenswürdigkeiten oder Hotels und andere Unterkünfte. Doch auch andere inhaltliche Schwerpunkte oder die Betreuung eines fremden Blogs sind orts- sowie zeitunabhängig möglich. Selbiges gilt für Social-Media-Seiten, das Drehen und Einstellen von YouTube-Videos oder ähnliche Elemente.
  • In eine vergleichbare Richtung geht die Arbeit als Texter oder Übersetzer. In der Regel werden dabei Inhalte für Webseiten aber auch für Printprodukte geschrieben oder übersetzt, beispielsweise im Auftrag einer Agentur oder eines Kunden. Auch hierbei zählt nur das Endergebnis, sofern die Deadline eingehalten wird. Wann und wo der Text beziehungsweise die Übersetzung verfasst wird, ist hingegen irrelevant.
  • Besonders gerne und häufig arbeiten auch Softwareentwickler oder Programmierer ortsunabhängig. Dabei kann es sich um eigene Projekte wie eine App handeln, die anschließend (bestenfalls für viel Geld) verkauft wird. Doch auch Auftragsarbeiten von einem Arbeitgeber oder einem Kunden sind durchaus möglich.
  • Dass das Marketing heutzutage immer digitaler wird, bringt für digitale Nomaden einen großen Vorteil mit sich: Sie können als Marketing-Fachkraft ortsunabhängig arbeiten und sich derweil den Traum von einer Weltreise verwirklichen. 
  • Wer mit Daten beziehungsweise Datenbanken arbeitet, benötigt dafür keinen festen Arbeitsplatz und in der Regel auch ein Minimum an Kontakt zu Kollegen, Vorgesetzten, Auftraggebern oder anderen Personen. Das erleichtert das Arbeiten über Länder- und Zeitgrenzen hinweg. Der Beruf als Datenanalyst gehört daher ebenfalls zu den häufigsten Jobs von digitalen Nomaden.

Diese sind jedoch nur einige Beispiele von vielen. Auch Buchhalter, Headhunter, Fotografen, Grafikdesigner, Online-Händler, SEO-Spezialisten oder Programmierer können in vielen Fällen als digitale Nomaden leben und arbeiten. All jene Berufe also, in welchen die Kommunikation und Arbeit über das Internet vollkommen ausreicht, ohne dass ein persönlicher Kontakt zum Kunden, Arbeitgeber, Patienten, o. ä. notwendig ist.

„Work-and-Travel“ vs. digitales Nomadentum

Etwas bekannter als das digitale Nomadentum ist das Modell „Work-and-Travel“. Hierbei reisen vor allem junge Menschen um die Welt und finanzieren diese Auszeit, indem sie vor Ort einfache Jobs wie das Kellnern oder die Erntehilfe annehmen. Zuhause wartet auf sie aber ihr fester Wohnsitz, zu welchem sie nach wenigen Monaten oder Jahren zurückkehren.

Ein digitaler Nomade macht hingegen keine Gelegenheitsjobs. Er hat einen festen Job, sei es als Angestellter oder Selbstständiger, mit (mehr oder weniger) sicherem Einkommen. Er wechselt diesen Job nicht und hat auch keinen festen Wohnsitz in der Heimat. Stattdessen arbeitet er digital und betreibt dieses Lebensmodell zumindest über eine längere Zeit hinweg dauerhaft.

Dauerhaft ist dabei Definitionssache. Denn manche digitale Nomaden reisen tatsächlich stetig umher und das für viele Jahre am Stück – vielleicht sogar für immer. Andere lassen sich hingegen von Zeit zu Zeit nieder, bleiben irgendwo für einige Wochen, Monate oder Jahre. Sie reisen vielleicht nur manchmal umher oder wechseln ihren Wohnsitz regelmäßig.

Viele wandern auch irgendwann vollständig in ein Land ihrer Wahl aus. Beliebte Destinationen dafür sind zum Beispiel Kanada, Australien oder Länder mit geringen Lebenshaltungskosten wie Thailand. Der Begriff des digitalen Nomaden ist also relativ weit gefasst. Das liegt vermutlich daran, dass er noch vergleichsweise neu ist.

Die Schattenseiten des digitalen Nomadentums

Prinzipiell kann also jeder digitale Nomade selbst entscheiden, wann er wohin reist und wie lange er dort bleiben möchte. Das Reisen ohne dauerhaften beziehungsweise festen Wohnsitz haben sie aber alle gemeinsam – und genau das macht das Lebensmodell auf Dauer so anstrengend:

Kein richtiges Zuhause zu haben, Familie und Freunde in der Heimat zurückzulassen, immer wieder nach einer Internetverbindung suchen zu müssen, sich alleine als Freelancer durchzuschlagen, auf Sprachbarrieren zu treffen – diese Liste an Schwierigkeiten, mit denen digitale Nomaden tagtäglich konfrontiert werden, könnte ewig weitergeführt werden.

Bild: unsplash.com, © Avi Richards

Für einige Menschen klingt das unglaublich anstrengend, für andere nach dem perfekten Leben voller Abenteuer. Ob das digitale Nomadentum die richtige Wahl für einen selbst ist, muss daher jeder individuell entscheiden. Sinnvoll ist es jedenfalls, schon vorher auf längeren Reisen gewesen zu sein – beispielsweise eben mit dem „Work-and-Travel“-Modell – und dadurch zu wissen, inwiefern einem diese Lebensweise liegt.

Funktionierende Selbstständigkeit als gesunde Basis

Und auch der Sprung in die Selbstständigkeit birgt so manche Herausforderungen, die schon mit festem Wohnsitz, sozialem Rückhalt, eigener Sprache und gewohnter Umgebung schwierig zu meistern sein können. So toll der Traum vom Arbeiten als eigener Chef also klingt, zu Beginn bedeutet dessen Umsetzung erst einmal eine Menge Arbeit sowie Risiko. Diese Selbstständigkeit dann quasi „nebenbei“ auf Reisen aufzuziehen, ist mutig und nicht einfach.

Wer sich also selbstständig machen und als digitaler Nomade um die Welt reisen möchte, sollte die Sache mit Bedacht und Schritt für Schritt angehen. Erst einmal die Hürden meistern und ein Minimum an finanzieller Sicherheit aufbauen, lautet die Devise. Wenn die Selbstständigkeit dann sozusagen in „trockenen Tüchern“ ist, kann der Arbeitsplatz langsam auf die ganze Welt verlegt werden. Welche also sind diese Herausforderungen?

  • Meist kein festes Einkommen, sondern schwankende Auftragslage je nach akquirierten Kunden, wirtschaftlicher Situation, Jahreszeit und vielen weiteren Faktoren.
  • Kein bezahlter Urlaub, sprich das Leben und Arbeiten als digitaler Nomade gleicht keinen dauerhaften Ferien. Stattdessen gilt es, sich trotz Jetlag, Lärm in der Unterkunft oder anderen Belastungen auf die Arbeit zu konzentrieren, Fristen einzuhalten, eine gute Qualität abzuliefern.
  • Das eigene unternehmerische Risiko tragen. Datenverluste durch einen Diebstahl des Laptops, das Nichteinhalten von Deadlines, weil im Ausland nicht auf Anhieb eine Internetverbindung ausfindig gemacht werden konnte, und für ähnliche Szenarien sind Selbstständige also voll haftbar.
  • Im Ausland krank zu werden, ist für viele Menschen ohnehin ein Horrorszenario. Doch für digitale Nomaden bedeutet das zugleich einen Einkommensausfall sowie den Bedarf einer entsprechenden Versicherung, um überhaupt medizinische Hilfe in Anspruch nehmen zu können.

Diese sind nur einige Beispiele von vielen, inwiefern die Selbstständigkeit Herausforderungen mit sich bringt – vor allem beim Leben und Arbeiten im Ausland. Das soll aber keinesfalls abschreckend wirken, denn für viele Menschen ist dieses Konzept dennoch der Inbegriff von persönlicher Freiheit.

Wer selbstständig arbeitet, kann sich Kunden und Projekte selbst aussuchen. Kein Chef, der einem vorgibt, was man wann tun soll. Keine ständigen Überstunden. Kein Absprechen mit Kollegen bezüglich der Urlaubszeit. Wer selbstständig arbeitet ist also zwar finanziell und rechtlich auf sich alleine gestellt – genießt aber eben deshalb auch ein Maximum an Flexibilität und Freiheit.

Von den Vorzügen der Selbstständigkeit

Vor allem das ortsunabhängige Arbeiten, sprich nur mit dem Laptop und ohne festes Büro oder eigene Angestellte, verspricht diese Freiheit. Dann nämlich kann der Freelancer selbst entscheiden, wann er arbeiten möchte, woran, mit wem und wo. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stellt plötzlich kein Problem mehr dar und ebenso wenig das Lebenskonzept namens digitales Nomadentum.

Zudem kann mit einer erfolgreichen Selbstständigkeit oft ein viel höheres Einkommen generiert werden als es in einer Anstellung jemals möglich wäre. Es mag also zwar weniger sicher sein und keine Krankheits- oder Urlaubszeiten abdecken – dafür kommen schnell sechsstellige Beträge pro Jahr zusammen. Wer damit richtig umzugehen weiß, kann problemlos für seine eigene finanzielle Absicherung sorgen.

Bild: unsplash.com, © Christin Hume

Schlussendlich gibt es also nicht das eine „Richtig“ oder „Falsch“. Stattdessen handelt es sich um völlig verschiedene Lebens- und Arbeitskonzepte. Während die einen Menschen die Sicherheit eines festen Arbeitsplatzes sowie Wohnsitzes zu schätzen wissen und damit vollkommen zufrieden sind, sehnen sich die anderen nach Selbstbestimmung und Abenteuern. Letztere sind perfekt für ein Leben als digitale Nomaden geeignet.

Richtig versichern als digitaler Nomade

Das Stichwort der Versicherung ist bereits gefallen und stellt einen weiteren wichtigen Baustein der finanziellen und rechtlichen Absicherung für digitale Nomaden dar. Sie müssen sich einerseits privat und beruflich absichern – andererseits aber auch noch zusätzlich gegenüber gewissen Risiken auf ihren Reisen im Ausland. Versicherungen, die jeder Mensch haben sollte, sind

  • Privathaftpflichtversicherung
  • Krankenversicherung
  • Berufsunfähigkeitsversicherung

Wer eigene Immobilien besitzt, benötigt zudem eine Wohngebäudeversicherung. Selbstständige brauchen außerdem eine

  • Betriebshaftpflichtversicherung
  • eventuell Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung
  • eventuell Firmen-Rechtsschutzversicherung

Und zuletzt bringt das Leben als digitaler Nomade einige Besonderheiten mit sich, beispielsweise hinsichtlich der Krankenversicherung. Je nachdem, wie lange gereist wird und in welchen Ländern (EU oder Nicht-EU), können verschiedene Policen notwendig sein. Zusätzlich zur normalen Krankenversicherung sind folgende Versicherungen überlegenswert:

  • Auslandskrankenversicherung sowie je nach Bedarf eine
  • eventuell Hausratversicherung mit Außenversicherung gegen Diebstähle
  • eventuell Reisegepäckversicherung

Es gilt also stets zu prüfen, ob die bereits abgeschlossenen Versicherungen auch tatsächlich im Ausland gelten und die eigenen Bedürfnisse ausreichend abdecken. Gegebenenfalls besteht auch eine Überversicherung, weil einzelne Verträge dieselben Leistungen enthalten. Eventuell ist es also notwendig, einige laufende Versicherungsverträge zu kündigen und durch passgenauere Policen zu ersetzen.

Die ganz persönlichen Umstände bestimmen, wie eine bedarfsgerechte Absicherung aussieht. Sowohl ein Wechsel, als auch die Kündigung eines Vertrags sollte deshalb gut abgewägt werden. Wer sich dazu entschließt muss zudem bestimmte Fristen und Formalitäten einhalten.    

Finanzielle Absicherung ist ein Muss

Und zuletzt muss jeder Selbstständige, unabhängig von seinem Wohnort oder Arbeitskonzept, für seine eigene finanzielle Absicherung sorgen. Auch hierbei gibt es viele verschiedene Möglichkeiten:

  • freiwillige Einzahlung in die heimische Arbeitslosenversicherung
  • Investition in Immobilien
  • Ankauf von Edelmetallen
  • Investieren in Aktien oder Fonds

Wichtig ist zudem, stets ein finanzielles Polster haben, sprich ausreichend Ersparnisse, um schwierige Zeiten wie Ausfallzeiten durch Krankheit oder eine schlechte Auftragslage ausgleichen zu können. Hierzu sollte auch zählen, im Fall der Fälle stets einen Rückflug buchen zu können, um nach Deutschland zurückzukehren und einen Plan B zu verfolgen.

Leben digitale Nomaden eigentlich steuerfrei?

Eine weitere wichtige Frage ist oftmals jene nach den Steuern. Denn nicht jeder digitale Nomade zahlt automatisch seine Steuern weiterhin in Deutschland. Steuerfrei lebt er dennoch nicht. Stattdessen kommt es darauf an, in welchem Land er seinen „gewöhnlichen Aufenthalt“ hat. Wer dauerhaft auswandert, muss seine Steuern also in der Regel im Zielland entrichten. Bereits innerhalb Europas gibt es abweichende Regelungen zur Besteuerung. Außerhalb der EU gilt das erst recht.

Und was, wenn Betroffene ohne festen Wohnsitz dauerhaft von Ort zu Ort sowie über verschiedene Ländergrenzen reisen? Dann gibt es verschiedene Möglichkeiten und viele dieser Reisenden wünschen sich natürlich die Verlagerung ihres „gewöhnlichen Aufenthalts“ in ein Land ohne oder mit sehr geringen Steuersätzen.

Bild: unsplash.com, © Anete Lūsiņa

Das ist allerdings nicht ganz einfach und bringt auch einige Nachteile mit sich. Diesbezüglich gilt es also ebenfalls, sich vor der Abreise ausführlich zu informieren und für ein legales Besteuerungsmodell zu entscheiden – bestenfalls mit Hilfe eines Steuerberaters, der bereits Erfahrung mit digitalen Nomaden hat.

Digitale Nomaden als Organisationstalente

Schlussendlich ist es meistens die Bürokratie, welche das Leben für digitale Nomaden auf Dauer sehr anstrengend macht. Denn je nachdem, in welchen Ländern gereist, gelebt oder gearbeitet wird, werden dafür spezielle Visa und Genehmigungen notwendig. Vor jeder (Weiter-) Reise fällt also erst einmal viel Recherche- und Organisationsaufwand an:

  • Wo möchte ich als nächstes hin?
  • Was darf ich mitnehmen und was nicht?
  • Welche Anträge muss ich stellen?
  • Wie lange darf ich im Land bleiben?

Diese und ähnliche Fragen gilt es dabei immer wieder aufs Neue zu klären.

Fazit

So einfach das Leben als digitaler Nomade also auf den ersten Blick klingen mag, so schwierig ist es auf den zweiten. Als wäre das ständige Reisen nicht anstrengend genug, muss nebenbei auch noch die Selbstständigkeit gestemmt und eine Menge Bürokratie berücksichtigt werden.

Hinzu kommen die üblichen Reisevorbereitungen wie Impfungen, Beantragung von Visa oder anderen Genehmigungen. Es ist daher sinnvoll, den Schritt in das digitale Nomadentum gut abzuwägen und sorgfältig zu planen. Bestenfalls wird erst einmal die Selbstständigkeit in „trockene Tücher“ gebracht, bevor es auf die Dauerreisen geht. Mit einem Dauerurlaub hat das nämlich in der Realität nur wenig zu tun.

Die Illusion vom perfekten Leben auf Reisen ist also nicht ganz realitätsgetreu. Dennoch handelt es sich beim digitalen Nomadentum um eine aufregende Lebensweise voller Abenteuer und unvergesslicher Erlebnisse, welche die Persönlichkeit reifen lassen.

Schließlich gibt es für fast jedes Problem eine Lösung: Für die steuerlichen Fragen kann ein Steuerberater konsultiert werden, gegen die Einsamkeit helfen spezielle Unterkünfte, in welchen sich digitale Nomade aus aller Welt treffen und austauschen, gegen den Jetlag hilft es, Deadlines großzügig zu setzen, sodass notfalls auch mal zwischendurch ausgeschlafen werden kann. Mit etwas Kreativität und dem notwendigen Mut zu diesem Schritt, kann er also Menschen mit entsprechendem Persönlichkeitsprofil tatsächlich das Leben ihrer Träume ermöglichen.

Und auch für jene, die eigentlich lieber auf die Sicherheit ihres festen Jobs und Wohnsitzes setzen, ist das Leben als digitaler Nomade zumindest auf Zeit eine lohnenswerte Herausforderung im Leben. Sie können dadurch sich selbst besser kennenlernen, neue Sprachen lernen, Kulturen entdecken, als Persönlichkeit reifen, ihren Lebenslauf aufbessern und in vielerlei Hinsicht profitieren.

Wer ungebunden ist, sei es beruflich oder familiär, kann das Modell des digitalen Nomadentums durchaus einmal für mehrere Monate oder Jahre ausprobieren. Mit ausreichend Ersparnissen auf dem Konto und einem Plan B – beispielsweise „Work-and-Travel“, wenn einen Monat mal die Aufträge ausbleiben sollten oder natürlich die Rückkehr in die Heimat und Bewerbung auf eine Festanstellung – gibt es dabei eigentlich nichts zu verlieren – aber dafür eine Menge zu gewinnen!

Auslandslust.de